Der Materialismus
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Freigeisterhaus -> Weltanschauungen und Religionen

#1: Der Materialismus Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 30.11.2007, 19:14
    —
Der Materialismus ist jene Grundrichtung der Philosophie, die dem Idealismus entgegengesetzt ist.
Er umfaßt alle Weltanschauungen als auch philosophische Auffassungen die das Primat der Materie gegenüber dem Bewußtsein einräumt.
Gesellschaft und Natur werden so aufgefasst, wie sie wirklich sind, also nicht wie sie erdacht werden.
Am konsequentesten ist hierbei der dialektische Materialismus.
Es versteht sich eo ipso, dass der Materialismus aufs engste mit den Naturwissenschaften und sonstigen Erkenntnissen verknüpft ist.
Träger des Materialismus sind hierbei so fortschrittliche Klassen wie das Proletariat sowie Teile der fortschrittlichen Intelligenz.
Der nichtmarxistische Materialismus weist folgende Mängel auf:
1. er ist meist mechanisch gefasst
2. er war/ist unhistorisch und undialektisch
3. das menschliche Wesen wurde/wird als Absatraktum angesehen, statt als Ensemble der gesellschafftlichen Verhältnisse
4. der vormarxistische M. interpretiert(e) die Welt nur, statt sie zu verändern

#2:  Autor: YamatoWohnort: Singapore BeitragVerfasst am: 30.11.2007, 19:31
    —
Bald im Handel: Peter H.s kleines Koversationslexikon.

#3:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 30.11.2007, 19:49
    —
hilf mit dabei! Smilie

#4:  Autor: q6g36Wohnort: Leipzig BeitragVerfasst am: 30.11.2007, 19:59
    —
Na dann weiß Peter sich auch was über die kategoriale Trinität des neuen Materialismus zu berichten....

#5:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 30.11.2007, 20:12
    —
Kenn ich nicht, dafür aber die trinitarische Formel. Was ist damit gemeint?
Es ist dies der ironische Ausdruck von Marx für die sogenannte bürgerliche Lehre von den 3 Produktionsfaktoren: Arbeit, Boden und Kapital. Mit der Verwendung religionswissenschaftlicher Begriffe (Dreieinigkeit) soll der pseudowissenschaftliche Charakter der Lehre von den 3 Produktionsfaktoren verdeutlicht werden, die jene 3 Faktoren als gleichberechtigte Inputs bei der Produktion behandelt und ihnen beispielsweise in der Grenzproduktivitätslehre eigene Erträge und Einkommen zurechnet, die nach der Arbeitswertlehre allerdings auf die Arbeit zurückgehen. zwinkern

#6:  Autor: q6g36Wohnort: Leipzig BeitragVerfasst am: 30.11.2007, 20:25
    —
Nein einfacher : der neue Materialismus als philosophische Theorie besitzt 3 Kernkategorien welche methodologisch grundlegend sind und sich strukturell aufeinander beziehen. Sie wären : gegenständliche Tätigkeit , Geschichte und Dialektik


(aber Respekt scheinst deine Hausaufgaben gemacht zu haben, ich weiß das nur weil ich grad nen Artikel darüber gelesen hab... )

#7: Re: Der Materialismus Autor: Gustav Aermel BeitragVerfasst am: 30.11.2007, 20:57
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Peter H. hat folgendes geschrieben:
dialektische Materialismus


Und sag mal an, was dies in deinen Augen ist.

#8:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 30.11.2007, 23:17
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Im dialektischen Materialismus werden die allgemeinen Bewegungsgesetze der Gesellschaft der Natur, die gleichzeitig auch für den Menschen, sein Denken und für die Gesellschaft gelten, dargestellt.
Seine Formulierung geht mehr auf Engels und Lenin zurück. Dietzgen war der erste, der ihn zu einer Lehre ausformte, von Lenin vertieft von Stalin zu einem Art Katechismus kanonisiert. Engels, der ihn zuerst erwähnte, tat dies mehr beiläufig.
Von anderen materialistischen Schulen unterscheidet sich der Diamat dadurch, dass er nicht eine allgemeine und unveränderliche Urmaterie annimmt, sondern von einer wissenschaftlich erforschbaren, in sich unendlichen Materie, die ursprünglich und nur aus sich erklärbar ist, ausgeht.
Alle Formen des Seins, auch des Bewußtseins, sind materiell und stellen sich als Eigenschaften der Materie dar.
Die Bewegungsgesetze der Materie werden im wesentlichen durch die Dialektik geklärt und finden Anwendung in der Natur, dem menschlichen Geist, der Wissenschaft und der Gesellschaft.
Der Diamat gibt eine Anleitung zum Handeln, zwecks Überwindung des Kapitalismus und Aufbau des Sozialismus. Die Welt wird daher nicht nur, wie bei den Philosophen, bloss interpretiert.

#9:  Autor: DieNeueMitteWohnort: Southampton BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 16:50
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Was führt von der grundsätzlichen Idee des Materialismus, dass alles, auch der Geist aus Materie bestehen zu der Idee dass der Kapitalismus überwunden werden muss? (ich würde da zwar zustimmen wollen, aber eben nicht dass er durch den Kommunismus ersetzt werden sollte)

#10: Re: Der Materialismus Autor: Rene HartmannWohnort: Rhein-Main BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 17:01
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Peter H. hat folgendes geschrieben:

Der nichtmarxistische Materialismus weist folgende Mängel auf:
1. er ist meist mechanisch gefasst
2. er war/ist unhistorisch und undialektisch
3. das menschliche Wesen wurde/wird als Absatraktum angesehen, statt als Ensemble der gesellschafftlichen Verhältnisse
4. der vormarxistische M. interpretiert(e) die Welt nur, statt sie zu verändern


Nichtmarxistisch ist nicht gleich vormarxistisch.

Ein moderner nichtmarxistischer Materialismus ist dargelegt in Bunge und Mahner: Über die Natur der Dinge - Materialismus und Wissenschaft.

#11:  Autor: Rene HartmannWohnort: Rhein-Main BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 17:04
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Ein grundsätzliches Problem mit der Dialektik ist übrigens, dass sie nur in einem idealistischen System wirklich Sinn macht (wie urprünglich bei Hegel). Denn die Materie funktioniert nicht nach den Regeln der Dialektik.

#12:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 17:16
    —
Rene Hartmann hat folgendes geschrieben:
Denn die Materie funktioniert nicht nach den Regeln der Dialektik.


Ach, und wieso nicht ? Einfaches Beispiel: Pol und Gegepol, Elektron und Proton z.B.

#13:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 17:21
    —
Syku hat folgendes geschrieben:
Was führt von der grundsätzlichen Idee des Materialismus, dass alles, auch der Geist aus Materie bestehen zu der Idee dass der Kapitalismus überwunden werden muss? (ich würde da zwar zustimmen wollen, aber eben nicht dass er durch den Kommunismus ersetzt werden sollte)


Weil der Kapitalismus selber sogar diese Vorgabe macht. Denn wie willst Du sonst eine brüderliche Gesellschaft herstellen.
Übrigens ist der Weg zum Kommunismus eine Entwicklung, da wird nichts " ersetzt ".

#14:  Autor: WraithWohnort: Regensburg BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 17:24
    —
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Rene Hartmann hat folgendes geschrieben:
Denn die Materie funktioniert nicht nach den Regeln der Dialektik.


Ach, und wieso nicht ? Einfaches Beispiel: Pol und Gegepol, Elektron und Proton z.B.


Photon und ?

#15:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 17:29
    —
Wraith hat folgendes geschrieben:
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Rene Hartmann hat folgendes geschrieben:
Denn die Materie funktioniert nicht nach den Regeln der Dialektik.


Ach, und wieso nicht ? Einfaches Beispiel: Pol und Gegepol, Elektron und Proton z.B.


Photon und ?


Welle-Teilchen-Dualismus

#16:  Autor: WraithWohnort: Regensburg BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 17:36
    —
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Wraith hat folgendes geschrieben:
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Rene Hartmann hat folgendes geschrieben:
Denn die Materie funktioniert nicht nach den Regeln der Dialektik.


Ach, und wieso nicht ? Einfaches Beispiel: Pol und Gegepol, Elektron und Proton z.B.


Photon und ?


Welle-Teilchen-Dualismus


Nee, passt nicht wirklich.

#17:  Autor: Rene HartmannWohnort: Rhein-Main BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 17:43
    —
Ein Gegensatzpaar macht noch keine Dialektik. Die besteht in dem Dreischritt These-Antithese-Synthese.

#18:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 01.12.2007, 18:47
    —
Rene Hartmann hat folgendes geschrieben:
Ein Gegensatzpaar macht noch keine Dialektik. Die besteht in dem Dreischritt These-Antithese-Synthese.


Tue mir bitte den Gefallen und verschone mich mit Schulerkärungen, danke!

Ob ich Dualismus sage oder Dialektik ist schnuppe. Kern des Problems war ja wohl, ob Teilchen (Materie) oder Welle. Diesen Widerspruch konnte man sich nicht erklären, darum ging es.

Jetzt nochmal zu Deiner Aussage :
Zitat:
Ein grundsätzliches Problem mit der Dialektik ist übrigens, dass sie nur in einem idealistischen System wirklich Sinn macht (wie urprünglich bei Hegel)...


Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Gerade Hegel führt sich- durch seinen Idealismus- selber ad Absurdum, indem er einerseits eine Dialektik der Geschichte propagiert, die eine Endgültigkeit ausschließt; andererseits aber gerade dem preußischen Staat diese Endgültigkeit zubilligt. Erklären läßt sich dies- materialistisch, wohlgemerkt- mit seinem Interesse als preußischen Beamten, und damit mit seinem Staatsverständnis als Staatsdiener.

#19:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 02.12.2007, 00:47
    —
Rene Hartmann hat folgendes geschrieben:
Ein grundsätzliches Problem mit der Dialektik ist übrigens, dass sie nur in einem idealistischen System wirklich Sinn macht (wie urprünglich bei Hegel). Denn die Materie funktioniert nicht nach den Regeln der Dialektik.


Wasser - Dampf; Wasser - Eis

rede nicht von Dingen, die du nicht überblickst! Sehr glücklich

#20:  Autor: DieNeueMitteWohnort: Southampton BeitragVerfasst am: 02.12.2007, 01:27
    —
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Weil der Kapitalismus selber sogar diese Vorgabe macht. Denn wie willst Du sonst eine brüderliche Gesellschaft herstellen.
Übrigens ist der Weg zum Kommunismus eine Entwicklung, da wird nichts " ersetzt ".


Woher kommt der Gedanke, dass eine brüderliche Gesellschaft erstrebenswert und/oder historische Notwendigkeit ist? (Da mein Bruder mir das Leben zur Hölle gemacht hat kann ich mit dem Word so gut wie nichts anfangen) Aber wenn wir Marx's Deutung der Gesellschaft sehen und Wunschdenken entfernen sondern einfach extrapolieren, dann wird das nachkapitalistische System wieder Ausbeutung enthalten - und zwar nicht zu knapp.

#21:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 02.12.2007, 13:41
    —
Den Begriff "brüderliche Gesellschaft" können wir getrost streichen, er hat den Beigeschmack von Schwulst und hohlem Pathos. Wenn indes schon die Verwandtschaft herangekarrt wird, dann wäre mir schwesterliche Gesellschaft allerdings schon lieber.
M.E. reicht es vollkommen, wenn von einer sozialistischen oder einer dann nachfolgenden der kommunistischen Gesellschaft die Rede ist.

#22: Re: Der Materialismus Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 02.12.2007, 14:00
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Peter H. hat folgendes geschrieben:
Gesellschaft und Natur werden so aufgefasst, wie sie wirklich sind.

noc

#23:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 02.12.2007, 15:28
    —
In der Tendenz, denn Wissenschaft und Wirklichkeit sind natürlich nicht zu 100% kongruent, wenn`s um das Begreifen, Erschließen und Definieren der letzteren geht. Immer bleibt eine infinitesimale Annäherung an die Realität bestehen, so man sie erforscht.
So ist das halt mit den Kurven und auch mit der Gesellschat/Natur, in deren Berechnung,Auslotung und Bestimmung.

#24:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 02.12.2007, 15:47
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atheist666 hat folgendes geschrieben:
Rene Hartmann hat folgendes geschrieben:
Denn die Materie funktioniert nicht nach den Regeln der Dialektik.
Ach, und wieso nicht ? Einfaches Beispiel: Pol und Gegepol, Elektron und Proton z.B.

Mit diesen Beispielen kannst Du nicht gewinnen, es lassen sich leicht Gegenbeispiele finden, z.B. dreizählige Symmetrien, Gruppen, Spins usw.

Aber vielleicht ist folgendes interesant für Dich: Wenn wir eine Systematik aufstellen, etwas beobachten, formalisieren, beschreiben usw., können wir das nur durch die Identifikation von Unterschieden. Es ist daher selbstverständlich möglich, in allen Theorien über die Welt irgendwelche abstrahierten Gegensatzpaare auszumachen. Selbst dreizählige Symmetrien kann man so vergewaltigen, daß sie auf einer binären Unterscheidung basieren.

Es gibt sogar interessante formale Ansätze wie etwa die "Laws of Form", die diesen Ansatz systematisiert haben, und sogar darauf basierende soziologische Systemtheorien.

http://de.wikipedia.org/wiki/Laws_Of_Form

Aber Vorsicht! Daraus etwa eine Dialektik abzuleiten, oder auch nur daß makroskopische Phänomene dualistischer Natur sind, ist sehr gewagt.

#25:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 03.12.2007, 23:27
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step hat folgendes geschrieben:
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Rene Hartmann hat folgendes geschrieben:
Denn die Materie funktioniert nicht nach den Regeln der Dialektik.
Ach, und wieso nicht ? Einfaches Beispiel: Pol und Gegepol, Elektron und Proton z.B.

Mit diesen Beispielen kannst Du nicht gewinnen, es lassen sich leicht Gegenbeispiele finden, z.B. dreizählige Symmetrien, Gruppen, Spins usw...



Bitte wo widerspricht es der Dialektik, wenn ich auch solche Beispiele nehme. In der Dialektik geht es um Allseitigkeit und ich habe nur der Vereinfachung von Rene widersprochen.

#26:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 10.04.2008, 23:31
    —
schade das keine Antwort erfolgte!

#27:  Autor: Agnost BeitragVerfasst am: 10.04.2008, 23:39
    —
Yamato hat folgendes geschrieben:
Bald im Handel: Peter H.s kleines Koversationslexikon.


Das ist doch okay, dass er seine marxistischen Grundlagen vorlegt.

Agnost

#28:  Autor: 27os BeitragVerfasst am: 11.04.2008, 13:37
    —
Also ich verstehe die Dialektik nicht als die statische Beschreibung von Gegensätzen, sondern als einen darüberhinausgehenden dynamischen Prozess, dessen Dynamik sich aus der Unvereinbarkeit der Gegensätze ergibt.

Die o.g. naturwissenschftl. Beispiele sind dann unzureichend, wenn sie sich auf eine bloße Unterscheidung von Irgendwas beziehen. Es fehlt die Synthese, um als Beispiele für die Dialektik herhalten zu können.

Unter Dialektischem Materialismus verstehe ich dann dementsprechend, einen Prozess, der auf der Unvereinbarkeit bestimmter materieller Gegebenheiten beruht (vllt. besser als materialistische Dialektik beschrieben).

#29:  Autor: Agnost BeitragVerfasst am: 11.04.2008, 13:46
    —
Sorry,

Aber wir führen die Diskussion über Dialektik in zwei Freds von Peter H.

Der hier war ja eigentlich für den Materialismus gedacht.

Es stellt sich die Frage, ob man die beiden Freds nicht synthetisieren könnte zu Dialektik und Materialismus.

Oder wir leisten uns den Luxus (warum auch nicht) neben den Threads "Materialismus" und "Dialektik" eben noch einen über "Dialektik und Materialismus" zu eröffnen.

Agnost

#30: Re: Der Materialismus Autor: Myron BeitragVerfasst am: 11.04.2008, 13:49
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Peter H. hat folgendes geschrieben:

Der nichtmarxistische Materialismus weist folgende Mängel auf:
1. er ist meist mechanisch gefasst


Das war früher so. Die zeitgenössischen Materialisten sind auf der Höhe der modernen transmechanistischen Physik.



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